1. Was ist grünes Geld?

Definition: Was versteht man unter "grünem Geld"?

Im Laufe der Jahre sind eine Vielzahl von Begriffen entstanden, um Investitionen mit einem ökologischen, sozialen und/oder ethischen Fokus zu beschreiben z.B. Grünes Geld/Green Money, Sozial-ökologische Geldanlagen, Socially Responsible Investments, Ethische Geldanlagen und nicht zuletzt Sustainable Finance etc. . In der Investment-Welt werden diese Ausdrücke oft synonym verwendet, auch wenn hinter den einzelnen Produkten Unterschiede in Konzept und Ausrichtung bestehen können.

Hier in diesem Kontext verstehen wir unter „grünem Geld“ tatsächlich „nachhaltige Geldanlagen“. Bei nachhaltigen Geldanlagen handelt es sich um Veranlagungen, bei denen ökologische, soziale bzw. ethische Aspekte bei der Auswahl, Beibehaltung und Realisierung des Investments berücksichtigt werden. Es wird also beispielsweise in Unternehmen investiert, die in ihrer Geschäftspolitik ökologische und/oder soziale Grundsätze verfolgen und deren Produkte und Dienstleistungen einen ökonomischen, ökologischen und damit gesellschaftlichen Nutzen erzeugen. Mit „nachhaltigem Investment“ kann auch der verantwortungsvolle Gebrauch von Mitspracherechten, die mit Anteilspapieren verbunden sind, gemeint sein.

Im heutigen modernen Sprachgebrauch spricht man oft auch davon, dass sogenannte „ESG-Faktoren“ beim Anlageprozess berücksichtigt werden. Unter „ESG-Faktoren“ sind Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren zu verstehen.

Hier finden Sie ein paar Beispiele für diese sogenannten ESG-Faktoren:

  • Umwelt („E“): Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung, Schutz der Biodiversität, …
  • Soziales („S“): Einhaltung von arbeitsrechtlichen Standards, Einhaltung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes, Projekte zur Bekämpfung von Ungleichheit oder für den sozialen Zusammenhalt, …
  • Governance/Gute Unternehmensführung („G“): Verhinderung von Korruption, Verankerung des Nachhaltigkeitsmanagements auf Vorstandsebene, Vorstandsvergütung an Nachhaltigkeitszielen orientieren, Offenlegung von Informationen, Datenschutz, …

Im Rahmen des EU-Aktionsplan „Finanzierung Nachhaltigen Wachstums“ (2018) wird mit der Entwicklung einer Taxonomie versucht genauer zu definieren, was unter ökologischen (und sozialen) wirtschaftlichen Aktivitäten zu verstehen ist.

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Motivation

Nachhaltige Geldanlagen erschließen – neben den drei klassischen Dimensionen von Anlageprodukten Rentabilität, Sicherheit und Liquidität – eine neue Dimension: die Nachhaltigkeitsqualität eines Finanzproduktes. Nachhaltige Geldanlagen sollen nicht nur eine gute Performance bringen, sondern sie eröffnen den Anleger:innen einen „Mehrwert“, nämlich zusätzlich einen ökologischen und sozialen/gesellschaftlichen Nutzen.

Vom Nutzen für die Anleger:in ….

Immer mehr Menschen erkennen, dass sie mit ihren Vermögensanlagen Veränderungen in Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft erreichen können. Sie wollen ihre Geldanlage aktiv verwenden, um

  • die Entwicklung und Verbreitung umwelt- und klimafreundlicher Technologien zu unterstützen;
  • eine an langfristigem Umwelt- und Klimaschutz orientierte wirtschaftliche Entwicklung zu fördern;
  • Unternehmen zu fördern, welche die Ansprüche ihrer Stakeholder (Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Gesellschaft etc.) zu berücksichtigen versuchen;
  • an einem sinnvollen und notwendigen Wertewandel in Wirtschaft und Gesellschaft mitzuwirken.
… zum Nutzen für Umwelt und Gesellschaft

Nachhaltige Geldanlagen können auf sehr unterschiedliche Weise dazu beitragen, ökologische und soziale/gesellschaftliche Verbesserungen herbeizuführen. Insbesondere zu nennen sind:

  • Schaffung von Transparenz:
    Die Bewertung von Anlageobjekten nach nachhaltigen Kriterien erfordert umfangreiche Informationen. Durch nachhaltige Investments werden Unternehmen angehalten, umwelt- und sozialbezogene Daten zu sammeln und bereitzustellen. Außerdem müssen die Anbieter nachhaltiger Geldanlagen die erhaltenen Daten kritisch analysieren und die Daten der verschiedenen Unternehmen miteinander vergleichen. Somit kann die Standardisierung von Informationen über die Umwelt- und Sozialperformance der Unternehmen sowie die Festlegung bestimmter Qualitätsmaßstäbe vorangetrieben werden. An dieser Stelle setzen auch die aktuellen Bestrebungen der EU an, insbesondere klimabezogene Daten von Unternehmen einzufordern und damit Transparenz und Vergleichbarkeit zu schaffen.
  • Wirtschaftliche Stärkung nachhaltiger Unternehmen:
    Die Vermarktung von Anteilen eines Unternehmens als grüne oder nachhaltige Geldanlage hat zahlreiche positive Nebeneffekte. So wird das Image des jeweiligen Unternehmens gestärkt und sein Bekanntheitsgrad erhöht. Damit verbunden ist ein potenziell größeres Kaufinteresse an den Unternehmensprodukten oder –dienstleistungen, was sich somit auch wirtschaftlich positiv auswirkt. Die Nachfrage nach Unternehmensanteilen als nachhaltige Geldanlage festigt gleichzeitig die finanzielle Lage eines Unternehmens. Teilweise sinken die Kapitalbeschaffungskosten.
  • Einflussnahme auf bedenkliche Unternehmensaktivitäten:
    Eine Verbesserung für Umwelt- und Sozialbelange lässt sich auch dadurch erzielen, dass Investor:innen ihre Rechte aktiv wahrnehmen, die sich aus einer Geldanlage ergeben. Die Chance, z.B. ökologisch bedenkliche Unternehmensaktivitäten zu reduzieren, ist am höchsten, wenn Kapital gebündelt wird, wie etwa bei Fonds oder Lebensversicherungen. Als institutionelle Investoren können diese in Gesprächen mit den Unternehmen Möglichkeiten zur Verbesserung der Umweltleistung erörtern und dabei auch einen gewissen Druck ausüben. Diese Strategie wird auch als „Engagement“ (engl. ausgesprochen) bezeichnet. Langfristig betrachtet birgt die Verwendung von Geldanlagen zur Unterbindung umweltschädlicher aber auch sozial/gesellschaftlich bedenklicher Unternehmenstätigkeiten ein großes Potenzial für Umwelt und Gesellschaft.
  • Finanzierung von ökologischen und sozialen Projekten:
    Nicht zuletzt stellen nachhaltige Geldanlagen oft erst die notwendige Finanzierung für die Gründung neuer nachhaltig orientierter Unternehmen oder die Durchführung umwelt- und klimafreundlicher Projekte bereit. Dieser Effekt kommt insbesondere bei neu ausgegebenen Aktien oder bei Direktbeteiligungen zum Tragen. Besonders im Bereich regenerativer Energiequellen (z.B. Finanzierung von Windkraftanlagen) hat „Grünes Geld“ in der Vergangenheit einen bedeutenden Einfluss gehabt.
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Das magische Viereck

Beim nachhaltigen Investment wird das „magische Dreieck der Geldanlage“ um die Dimension der Nachhaltigkeit erweitert. Dabei geht es um die Anforderungen an eine (nachhaltige) Geldanlage. Das Geld soll einerseits „sicher“ d.h. mit geringem Risiko auf einen Wertverlust angelegt werden („Sicherheit“), das Geld sollte zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar sein („Liquidität“) und es soll noch einen Ertrag bzw. eine Rendite erbringen.

Diese Anforderungen stehen in Wechselbeziehung bzw. in Konkurrenz zueinander. Beispielsweise würde der Wunsch nach einer höheren Rendite bedeuten, entweder einen längeren Veranlagungszeitraum zu akzeptieren oder ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen.

Nachhaltige Geldanlagen erschließen also – neben den drei klassischen Dimensionen von Anlageprodukten Rentabilität, Sicherheit und Liquidität – eine neue Dimension: die Nachhaltigkeitsqualität eines Finanzproduktes.

In Bezug auf die Dimension der Nachhaltigkeit besteht eine wichtige Beziehung zum Thema Rendite und wie diese Rendite erwirtschaftet werden. Die Annahme, dass nachhaltige Geldanlagen keine oder eine recht geringe Rendite erwirtschaften, ist ein nach wie vor häufig verbreitetes Vorurteil. Aus diesem Grund ist der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Ertrag ein viel untersuchter Forschungsgegenstand. Die Mehrheit der Untersuchungen kommt dabei zum Ergebnis, dass die Anleger:innen von nachhaltigen Geldanlagen in der Vergangenheit auf eine gute Performance nicht verzichten mussten. Aber bei nachhaltigen Geldanlagen sollte die Rendite z.B. ohne ausbeuterische Arbeitsbedingungen, Verletzung der Menschenrechte bzw. stark umweltschädlichem Verhalten erwirtschaftet werden.

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Geld für den Klimaschutz

Die Art und Weise wie das Finanzsystem gestaltet ist und wohin private und öffentliche Investitionen fließen, trägt einen entscheidenden Beitrag in der Bewältigung der Klimakrise. Nach wie vor investieren sowohl Staaten als auch private finanzwirtschaftliche Akteure einen großen Teil ihrer Finanzmittel in nicht-nachhaltige Geschäfte. Darunter fallen beispielsweise Investitionen in die Gewinnung und Nutzung von fossilen Energien, die Ausbeutung von Mensch und Natur für Profitinteressen und die Förderung nicht-nachhaltiger Arten von Mobilität wie dem individuellen Autoverkehr oder Flugverkehr.

Mittlerweile hat die Politik erkannt, dass das Kapital einen großen Hebel besitzt und es von entscheidender Bedeutung ist, dass Geld in die richtige Richtung umgelenkt wird, nämlich in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung und des Klimaschutzes.

EU-Green Deal

Ein entscheidendes Ziel besteht also darin, die Potenziale des Finanzmarktes zu nutzen, um innerhalb der im Pariser Klimaabkommen beschlossenen 1,5 Grad globale Erderwärmung zu bleiben. Um dies zu gewährleisten, bedarf es eines radikalen Umschwungs zu ausschließlich nachhaltigen öffentlichen und privaten Investitionen, um eine sozial-ökologische Transformation zu fördern und eine klimaneutrale und gerechte Zukunft zu ermöglichen. Die hierfür notwendigen strukturellen und politischen Rahmenbedingungen werden vermehrt auf europäischer und nationaler Ebene umgesetzt. Die Europäische Union hat 2019 beispielsweise den Green Deal vorgestellt, ein Konzept mit dem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, also die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null zu reduzieren. Dazu sollen 1,8 Billionen Euro in den Green Deal fließen.

Neben fördernden politischen Rahmenbedingungen ist es unerlässlich, dass auch privates Kapital für die notwendige sozial-ökologische Transformation herangezogen wird. Dazu wurde 2018 der „EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ ins Leben gerufen. Insgesamt zehn Maßnahmenbündel sollen helfen, Investitionen in nachhaltige Projekte und Aktivitäten zu lenken.

Wenn Sie mehr zu diesem EU-Aktionsplan wissen möchten, finden Sie hier weitere Informationen.

Wenn Sie Ihr Geld in grüne bzw. nachhaltige Anlagen investieren möchten, finden Sie hier wichtige Informationen und wertvolle Hinweise dazu.

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