4. Wie vermeide ich Greenwashing?

Um zu beantworten, wie Anleger:innen Greenwashing bei Finanzprodukten vermeiden können, soll zunächst kurz darauf eingegangen werden, was Greenwashing überhaupt bedeutet. Greenwashing heißt, dass gewisse Produkte, wie zum Beispiel Finanzprodukte, als umweltfreundlich und nachhaltig beworben werden, obwohl dies in der Realität nicht der Fall ist. Demnach werden Anleger:innen, in dem falschen Glauben etwas Gutes für die Umwelt zu tun, dazu verleitet, ihr Geld in nicht-nachhaltige Produkte zu investieren.

Greenwashing kann über verschiedene Wege passieren. Hauptsächlich werden irreführende und/oder unwahre Informationen in Werbung, Beratung und/oder Produktinformationen verwendet, um ein unklares Bild über die Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit von Finanzprodukten zu erzeugen. Dies kann beispielsweise durch die Verwendung der Farbe Grün, durch die Darstellung von unberührter Natur aber auch durch die Verwendung von ungeschützten Begriffen wie „nachhaltig“, „ökologisch“, oder „grün“ geschehen.

Um Anleger:innen vor Greenwashing zu schützen, wurden in den vergangenen Jahren auf EU-Ebene verschiedene Regulierungen erlassen. Zu nennen sind hier v.a. die EU-Taxonomie und die EU-Offenlegungsverordnung, zwei Verordnungen, die insbesondere auf Transparenz und Informationsbereitstellung abzielen. Trotz der neuen Regulierungen sind Anleger:innen gut beraten, sich selbst ein klares Bild von den Finanzprodukten zu machen, in die sie investieren wollen.

Grundsätzlich sollen die folgenden vier Aspekte Anleger:innen dabei unterstützen, Greenwashing bei Finanzprodukten zu erkennen:

  1. Angewendete Anlagekriterien,
  2. Transparenz,
  3. Nachhaltigkeitsgütesiegel und
  4. Unabhängiges Beratungsgremium.
4.1) Angewendete Anlagekriterien

Die angewendeten Anlagekriterien einer Finanzinstitution sagen viel über die angebotenen Finanzprodukte aus. Grundsätzlich lassen sich verschiedene Ansätze identifizieren, die Unternehmen und Institutionen anwenden können, um Finanzprodukte nachhaltig zu gestalten. Dabei handelt es sich um folgende sieben Kategorien bzw. Ansätze, wie Finanzprodukte nachhaltig gestaltet werden können:

  • Best-in-class
  • Engagement & Voting
  • ESG Integration
  • Ausschluss
  • Impact Investing
  • Normen-basiertes Screening
  • Themenbasierter Ansatz

Grundsätzlich gilt bei Anlagekriterien, dass die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten an die Strenge der Kriterien gekoppelt ist. So können zum Beispiel Ausschlusskriterien einen starken Effekt auf die Nachhaltigkeit eines Finanzproduktes haben. Dies muss aber nicht der Fall sein, wenn kein umfangreicher Ausschluss aller nicht-nachhaltigen Geschäftsfelder existiert. Um die Nachhaltigkeit von Finanzprodukten selbst überprüfen zu können, bietet es sich für Anleger:innen an, die den Finanzprodukten zugrundeliegenden Anlage- und Finanzierungskriterien anzuschauen und mit den eigenen, individuellen Erwartungen an Nachhaltigkeit abzugleichen.

4.2) Transparenz

Grundsätzlich gilt, dass Transparenz die Basis für eine adäquate Beurteilung der Nachhaltigkeitsqualität eines Finanzproduktes darstellt. Nur bei transparenten Finanzprodukten kann auch sichergestellt werden, dass kein Greenwashing betrieben wird. Im Folgenden wird der Europäische Transparenz Kodex kurz vorgestellt, der mit dem Ziel entwickelt wurde, für mehr Transparenz bei Investmentfonds zu sorgen. Der Europäische Transparenz Kodex erwartet von Unterzeichner:innen, dass sie adäquate Informationen über die Investmentstrategie eines Fonds detailliert offenlegen. Damit sorgt der Kodex seit 2008 bei Investmentfonds für mehr Transparenz in puncto Nachhaltigkeit. Unterzeichner:innen des Transparenz Kodex erhalten das Europäische Transparenzlogo für die von ihnen ausgestellten Investmentfonds. Das Transparenzlogo ist folgend dargestellt.

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4.3) Nachhaltigkeitsgütesiegel

Ein weiterer wichtiger Aspekt für Anleger:innen um die Nachhaltigkeit eines Finanzproduktes besser einschätzen zu können, sind Nachhaltigkeitsgütesiegel. Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen gibt es am nachhaltigen Finanzmarkt erst wenige Gütesiegel. Nachhaltigkeitsgütesiegel sollen insbesondere privaten Anleger:innen eine Hilfestellung in der Wahl eines nachhaltigen Finanzproduktes sein. Wichtig bei Siegeln bzw. Gütezeichen ist insbesondere die transparente Darstellung der angewandten Kriterien, nach denen geprüft und zertifiziert wird. Wenn Sie einen nachhaltigen Investmentfonds mit einem – qualitätsvollen – Nachhaltigkeitsgütesiegel sehen, können Sie davon ausgehen, dass die Einhaltung der Kriterien des Gütesiegels regelmäßig von unabhängiger und fachkundiger Stelle überprüft wird.

Folgende Gütesiegel und Zertifizierungen für nachhaltige Investments sind für den österreichischen Markt zu nennen:

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Österreichisches Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) erarbeitete im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gemeinsam mit Expert:innen aus dem Gebiet des nachhaltigen Investments Richtlinien zur Vergabe des Österreichischen Umweltzeichens für nachhaltige Finanzprodukte. Das Österreichische Umweltzeichen kennzeichnet grundsätzlich Produkte und Dienstleistungen, die innerhalb ihrer Produktgruppe umweltfreundlicher sind als andere. Durch diese Kennzeichnung erhalten die Konsument:innen Informationen über umweltfreundliche Alternativen. Das Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte gibt es bereits seit 2004 und wird für Investmentfonds und andere Finanzprodukte nach klaren und transparenten Nachhaltigkeitskriterien vergeben. Mit Stand Juni 2022 gibt es schon mehr als 240 Finanzprodukte mit dem Österreichischen Umweltzeichen.

Wenn Sie wissen wollen, welche Finanzprodukte das Umweltzeichen tragen, informieren Sie sich bitte auf der Website des Umweltzeichens bzw. fragen Sie in Ihrer Bank nach Finanzprodukten mit Umweltzeichen!

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FNG-Siegel

Das FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds hat das FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen in Berlin gemeinsam mit Finanzfachleuten und Akteuren der Zivilgesellschaft erarbeitet. Dieses Siegel gibt es seit 2015 und gilt als sehr qualitätsvolles Gütesiegel für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Mittlerweile tragen bereits viele österreichische Fonds zusätzlich zum Österreichischen Umweltzeichen auch das FNG-Siegel und sind damit gleich doppelt geprüft und ausgezeichnet. Fragen Sie Ihre Berater:in nach den zertifizierten Produkten!

Weitere Informationen zum FNG-Siegel finden Sie im Internet unter: https://fng-siegel.org

Nachhaltigkeitszertifizierung der Betrieblichen Vorsorge- und Pensionskassen

Bereits seit 2004 prüft und zertifiziert die ÖGUT die betrieblichen Vorsorgekassen und Pensionskassen in Österreich nach Nachhaltigkeitskriterien auf freiwilliger Basis. Mit dieser Prüfung hat sich über die Jahre ein nachhaltiger Investment-Standard bei den betrieblichen Vorsorgekassen etabliert, der diese Gruppe zu absoluten Vorreitern unter den institutionellen Investoren gemacht hat. Wenn Sie mehr zu dieser Zertifizierung wissen möchten, finden Sie auf der Website der ÖGUT nähere Informationen.

4.4) Unabhängiges Beratungsgremium

Ein weiteres Qualitätskennzeichen ist das Vorhandensein eines unabhängigen Beratungsgremiums. Das Gremium kann beispielsweise aus Vertreter:innen von Nichtregierungsorganisationen aus den Bereichen Umwelt und Soziales bestehen. Ein solches Gremium kann damit beauftragt sein, die Nachhaltigkeitskriterien eines Fonds mitzugestalten.

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